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ghochstein

Alles klar?

Eine alltägliche Floskel, meist ohne tiefen Gedanken gesagt – und gleichzeitig einer der zentralen Stellhebel für Wirksamkeit im Management. Warum aber ist Klarheit so wichtig für die persönliche Wirksamkeit und das Funktionieren von Teams und Unternehmen? Und was genau ist Klarheit?



Starten wir bei der Physik. Klarheit wir dort synonym für die Transparenz von Materialien genutzt, also für die Durchgängigkeit von elektromagnetischen Wellen. Je unverfälschter elektromagnetische Wellen durch ein Material hindurchgehen, desto transparenter vulgo klarer ist dieses Material. Dieses Bild lässt sich im Kontext von Managementhandeln leicht auf den Umgang mit Informationen und die Kommunikation übertragen. Je näher an den ursprünglichen Informationen, ohne Zensur oder Veränderung eine Information weitergegeben wird, desto klarer wird sie sein.


Philosophen und Geisteswissenschaftler definieren die Klarheit noch weiter aus. Ein wesentliches Merkmal von Klarheit ist demnach die Eindeutigkeit von Aussagen. René Descartes nannte die so definierte Klarheit ein Kriterium der Wahrheit. Der deutsche Philosoph und Naturwissenschaftler Hans-Joachim Niemann beschreibt für die Klarheit im wissenschaftlichen Diskurs weitere Anforderungen wie Konkretheit, Sachlichkeit, verständliche Ausdruckweise, Gebrauch gehaltvoller Formulierungen und Wiederlegbarkeit der getätigten Aussagen (Quelle: Wikipedia). Klarheit dient also dort schon konkreten Zwecken oder schafft Voraussetzungen für höhere Ziele und Aufgaben. Klarheit schaffen ist demnach durchaus anspruchsvoll und an hohe Anforderungen gebunden – faktisch wie auch ethisch.


Wie aber hilft Ihnen Klarheit in Ihrem Managementalltag? Zunächst ist sie ein großer Stellhebel für Ihre Wirksamkeit. Klarheit schafft die Voraussetzung, aus den eingesetzten Ressourcen Zeit und Geld das beste und gewünschte Ergebnis herauszuholen. Wenn Sie und alle Beteiligten in Ihrem Team über ein gemeinsames Bild verfügen, was in Projekten erreicht und geliefert werden soll, verhindert das recht zuverlässig unnötige Arbeiten und fokussiert alle Aktivitäten auf das gemeinsame Ziel. Klarheit treibt also die Effizienz. Auf der höheren Ebene hilft eine klar und eindeutig formulierte Strategie dabei, die richtigen und wichtigen Dinge auch in der richtigen Reihenfolge zu tun. Eine solche Strategie, gut heruntergebrochen in klare Funktionalstrategien und diese klar und sicher kommuniziert, richtet Ihre Organisation in ihrem Handeln an dem gemeinsamen Ziel aus und sorgt dafür, dass Ihr Team an den richtigen Dingen arbeitet. Damit treibt Klarheit auch wesentlich die Effektivität.


Darüber hinaus ist Klarheit eine Voraussetzung für weitere Wirksamkeitstreiber. Große Veränderungsprozesse und Transformationen können nur dann gelingen, wenn wichtige Stakeholder und eine ausreichend große Zahl Beteiligter und Betroffener diese Veränderung mittragen und mitgehen. Transformation benötigt ein starkes und belastbares Commitment der beteiligten Menschen, also ihre Bereitschaft, persönlich alles dafür zu tun, dass die notwendigen Veränderungen wirklich wirksam umgesetzt werden. Wie aber können Sie sich auf ein unklares oder schwammig formuliertes Ziel committen? Sie laufen dann entweder Gefahr, sich für eine Sache und Veränderung zu engagieren, von der sie nicht überzeugt sind oder die den übergeordneten Zielen Ihres Unternehmens doch nicht wirklich dient. Oder Sie verschwenden Ihre Energie und Lebenszeit für Tätigkeiten, die schlussendlich doch nicht zu einem genutzten Ergebnis führen. Beides ist Gift sowohl für die persönliche Motivation als auch für die Performance eines Teams, einer Organisation oder eines ganzen Unternehmens.


Nicht zuletzt brauchen größere Unternehmen oder Teams klare und eindeutige Verabredungen darüber, wer welche Verantwortung und Aufgabe in Transformationsprozessen und Projekten übernimmt. Kennen Sie die Situationen, in denen ein neues Thema oder eine Transformationsidee durchaus mit Begeisterung und Handlungswillen besprochen wird, diese Diskussion jedoch bei einem „Man müsste das mal machen“ enden? Im dümmsten, aber recht regelmäßigen Fall erreicht Sie einige Zeit später die vorwurfsvolle Frage, warum Sie sich nicht um dieses Thema gekümmert haben. „Ich war der Meinung, dass das klar ist“ oder ähnlich lautet dann die Gesprächsfortsetzung. Sind mehrere Menschen verantwortlich, ist zunächst einmal niemand verantwortlich, solange die Verantwortung nicht klar geregelt wird.


Ein Beispiel aus der Luftfahrt. Dort kann es paradoxerweise gefährlicher sein, 2 Piloten im Cockpit zu haben statt nur einem. Sind sich die beiden Piloten nicht einig, wer gerade das Flugzeug verantwortlich fliegt, steuert entweder keiner der beiden oder sie greifen sich gegenseitig in´s Handwerk. So oder so eine gefährliche Situation. Die Luftfahrt regelt für dieses Dilemma in den allgemeinen Luftverkehrsregeln, dass Piloten immer einen eindeutigen „PF / Pilot flying“ festlegen, der final für die Steuerung des Flugzeuges verantwortlich ist. Dieser wird vom „PIC / Pilot in command“ eindeutig bestimmt. So wird Sicherheit und Klarheit geschaffen, wer welche Verantwortung trägt und welche Aufgabe wahrnimmt (Quelle: ICAO / Rules of air / 2.3.1 „Responsibility of pilot-in-command“). Durchaus eine nachahmenswerte Vorschrift.


Klarheit setzt gute Kommunikation voraus. Sprechen mehrere Menschen über ein Thema, ist damit noch nicht automatisch sichergestellt, dass am Ende alle Beteiligten das gleiche Verständnis und Bild zu dem besprochenen Thema im Kopf haben. Das Dilemma der Verzerrung von Nachrichten zwischen Sender und Empfänger ist allgegenwärtig. Seit dem Shannon-Weaver-Modell aus den 1940er Jahren, welches die Störanfälligkeit der technischen Seite der Informationsübertragung bei Telefonen informationstheoretisch beschrieb, hat sich die Kommunikationspsychologie eingehend damit auseinandergesetzt. Schlussendlich helfen einfache pragmatische Regeln und Werkzeuge wie Visualisierung des Gesprochenen oder Wiederholung gehörter Aussagen, mehr Sicherheit in die Kommunikation und Klarheit in die Sachverhalte zu bringen. Noch zu oft werden Unklarheiten stillschweigend hingenommen, die durch eine bessere Kommunikation gesichert überkommen werden können.


Wirksamkeit braucht Klarheit – Punkt. Eine klare Strategie befördert die Effektivität, also die Fähigkeit, das Richtige zu tun. Klare Ziele und Erwartungen fördern das Commitment der Beteiligten. Klare Vereinbarungen und Aufgaben befördern die Effizienz, also die Fähigkeit, die Dinge richtig zu tun. Klare Kommunikation bringt die erforderliche Sicherheit für alle Beteiligten in den Veränderungsprozess. Klarheit ist eines Ihrer wichtigsten Managementwerkzeuge und ein großer Stellhebel für Ihre Wirksamkeit, den Sie aufmerksam und intensiv bespielen sollten. Ein Mehr an Ergebnissen aus Ihren eingesetzten Ressourcen winkt Ihnen als Lohn.


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Quelle: Pexels / www.pexels.com Urheber: Pixabay Lizenz: CCO

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