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ghochstein

Vom Wesen der Exzellenz

Aktualisiert: 24. Aug. 2023

Begriffen wie Exzellenz oder Perfektion haftet etwas Elitäres an, finden Sie nicht auch? Und obwohl gerade diese beiden Begriffe gerne miteinander verwoben werden, könnte ihre Bedeutung im Managementkontext kaum unterschiedlicher sein.

Was sich wie Wortklauberei liest, hat jedoch eine hohe Relevanz für die Art und das Mindset, mit der Sie Veränderungen und Transformation betreiben.



Ein paar fun facts vorab: Die Google-Anfragen „Perfektion“ und „Exzellenz“ ergaben jeweils ca. 100.000 Treffer. Die Anfrage „perfekt“ rund 560.000, die Anfrage „exzellent“ nur rund 99.000 Treffer. Das englische „perfection“ liefert rund 790.000 Treffer, „excellence“ hingegen über 2,5 Millionen; „perfect“ kommt auf rund 12 Mio. Treffer, „excellent“ erreicht 2,23 Mio. (Abfrage von Anfang August 2023). Wenn wir Dingen ein Attribut verleihen, dann erfreut sich offensichtlich sowohl im Deutschen als auch im Englischen das Perfekte deutlich größerer Beliebtheit als das Exzellente.


Perfektion ist gemäß Definition der Zustand der Vollkommenheit. Etwas Perfektes lässt sich bei dogmatischer Nutzung des Begriffes demnach nicht weiter verbessern. Perfekte Lösungen sind damit aber kaum erreichbar und wenn, verbrauchen Sie über das sinnvolle Maß hinaus Ressourcen, um die letzten fehlenden Punkte zur Perfektion noch zu realisieren. Auch führt der Anspruch und das Streben nach Perfektion leicht zu Frust und Verzweiflung bei denjenigen, die eine perfekte Lösung entwickeln sollen.


Exzellenz übersetzt sich aus dem ursprünglichen lateinischen Wort "excellens" mit „hervorragend, ausgezeichnet“. Im weiteren Sprachgebrauch beschreibt Exzellenz heute gleichsam das Streben nach permanenter Verbesserung. Damit ist Exzellenz zunächst einmal das Gegenteil von Perfektion, da Exzellenz annimmt, dass jeder noch so gute Zustand trotzdem weiter verbesserbar ist. Diese unterschiedlichen Grundannahmen von Perfektion und Exzellenz sind von entscheidender Bedeutung für die Art und Wirksamkeit von Management, je nach dem Anspruch, der für ein Unternehmen oder Team formuliert wird.


Unter dem Aspekt der Wirksamkeit, also der Fähigkeit, das bestmögliche Ergebnis aus den eingesetzten Ressourcen zu erzielen, wird ein „Exzellenz“-Ansatz immer dem „Perfektions“-Ansatz überlegen sein. Im Vergleich der beiden lässt ja nur der Exzellenz-Ansatz überhaupt die Möglichkeit zu, Lösungen bis zum höchstmöglichen wirtschaftlich sinnvollen Ansatz zu entwickeln und dann bewusst zu stoppen. Natürlich gibt es Bereiche, in denen von vorneherein Lösungen nah an der Perfektion benötigt werden. Intensivmedizinische Geräte, Raumfahrttechnik oder Kernkraftwerke beispielsweise erfordern ein extrem hohes Maß an technischer Sicherheit, so dass hier keine rein iterative Entwicklung von einem niedrigen Level aus erfolgen kann. Unternehmerische Prozesse und viele Dienstleistungen oder Produkte mit weniger ausgeprägten Sicherheitsanforderungen hingegen lassen sich hervorragend nach dem Prinzip der Exzellenz weiterentwickeln.


Lean Management und Process Excellence manifestieren und leben genau diesen Grundgedanken und sind hervorragende Beispiele, den Mindset der Exzellenz mit einem darauf abgestimmten Sortiment an Werkzeugen und Methoden umzusetzen. Jede andere Managementaufgabe lässt sich deckungsgleich nach diesem Grundprinzip gestalten und realisieren.


Worin liegen nun die weiteren Stärken und Wirksamkeitstreiber eines Exzellenz-Mindsets? Nehmen Sie als Beispiel die Optimierung von administrativen Prozessen und Abläufen in einem Unternehmen. Dort liefert ein Process-Excellence-Projekt eine Vielzahl von kleinen, schnell und autark nutzbaren Ergebnissen. Diese können trotzdem aufeinander aufbauen und werden in ihrer Gesamtheit final ein großes Ergebnis bringen oder sich zu der Gesamtlösung zusammensetzen. Suchen Sie stattdessen eine perfekte Lösung für diese Aufgabe, werden Sie erst am Ende Ihrer Bemühungen ein Ergebnis erhalten oder erfahren dann, ob es überhaupt ein Ergebnis gibt.


Darum ist insbesondere für Veränderungsprozesse die Grundidee der Exzellenz bestens geeignet. Veränderungen bedeuten für Sie immer das Betreten von Neuland und bringen Ihnen Unsicherheiten sowohl bei Entscheidungen als auch bei der Schaffung von Lösungen. Fehlentwicklungen gehören dazu; diese erkennen Sie bei einer exzellenzorientierten Vorgehensweise jedoch recht früh und können so korrigieren, dass Sie weder viel Zeit noch viele Ressourcen verlieren.


Der Exzellenz-Ansatz wird Menschen immer stärker motivieren als ein Perfektions-Anspruch. Exzellenz bedeutet, regelmäßig viele kleine und größere nutzbare Ergebnisse zu schaffen. Damit machen Sie für Ihr Team den Fortschritt erlebbar und produzieren zahlreiche Erfolgserlebnisse. Perfektion hingegen wird bei den Menschen immer von der Sorge begleitet sein, ob sie das gesetzte Ziel überhaupt erreichen werden. Perfektion erlaubt, zugespitzt betrachtet, nur ein einziges Mal ein Erfolgserlebnis, und der Weg dorthin ist von der permanenten Sorge um das Scheitern begleitet.


Für Ihre Transformationsprozesse und auf den höheren Ebenen für Ihre Unternehmenskultur und Ihr Führungsverständnis sind Sie somit gut beraten, der Grundidee der Exzellenz zu folgen, solange nicht harte externe Rahmenbedingungen Lösungen nahe der Perfektion erfordern. Für exzellente Managementansätze gerade in der Transformation steht dazu ein breites Portfolio an erprobten und wirksamen Werkzeugen und Methoden zur Verfügung. Über deren Nutzung und geeignete Begleitung Ihrer Führungskräfte erwirken Sie neben faktischen Ergebnissen und Verbesserungen gleich eine erlebbare Veränderung Ihrer Unternehmenskultur. Eine nachhaltige Kultur des „jeden Tag ein bisschen besser“ bringt Sie und Ihr Unternehmen in Routinen und förderliche Gewohnheiten, mit denen Sie durch permanente Optimierungsarbeit fit für die Zukunft werden.


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Quelle: Pexels / www.pexels.com Urheber: pixabay Lizenz: CC0

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